Das Schweizer Militär ist seit letzten Mittwoch wieder abgezogen, und ich fühle mich somit ein bisschen wie Jack Nicholson in „Shining“, wenn ich morgens mein Büro im Hotel betrete. Doch mein Alleinsein wird ab Sonntag schon wieder ein Ende haben, da dann Nathalie und Philippe aus Biarritz zurück kommen werden.
Ebenfalls am Mittwoch verließ auch Agneska nach einem achttägigen Aufenthalt bei mir Les Mosses. Wir verbrachten wirklich herrliche Tage miteiander, die uns weiter näher gebracht haben. Da es für sie auch nur wenige Tage Urlaub im Jahr gibt, haben wir alles ruhig und gemählich angehen lassen. Morgens bin ich immer für zwei oder drei Stunden ins Büro, doch wenn ich dann so gehen elf Uhr nach Hause kam, schlief sie entweder noch oder war gerade wach geworden.
Trotzdem haben wir aber auch recht viel unternommen. Dabei lagen gerade die sportlichen Aktivitäten im Vordergrund. Wir spielten mehrere Male Squash und Tischtennis. Die Highlights waren aber mit Sicherheit unser kurzes Wochenende in Zermatt sowie ein „Abenteuerausflug“ zum Lac Lioson.
Am Samstag, den 14. April, machten wir uns morgens auf nach Zermatt. Ich hatte im voraus ein Zimmer im Hotel Garni Testa Griggia gebucht, das auch schon bei unser Ankunft bezugsfähig war. Wir hielten uns aber dort nicht lange auf, sondern machten uns gleich auf den Weg zu einer ausgiebigen Hiking-Tour zum Stafen. Leider war das Wetter nicht so besonders. Der Nebel verschleierte den Blick auf das Matterhorn, das wir während unseres ganzen Aufenthaltes nicht einmal zu Gesicht bekamen. Wenigstens war es halbwegs trocken, so dass wir unseren Anstieg von 1600 auf 2100 Metern recht gut meistern konnten. Nur zum Ende fing es an zu schneien, und auch die Wege waren mehr und mehr von der weißen Pracht eingenommen.
Nach rund 6 Stunden kamen wir wieder im vom Touristen nur so wimmelnden Dorf an, und ich spürte jeden Knochen in meinem Körper. Wir gingen schnurstracks in ein Restaurant, da wir beide mordsmäßig Hunger hatten, zumal wir nur am Morgen kurz was gefrühstück hatten. Als wir mit dem Essen fertig waren, war ich kaum in der Lage vom Stuhl aufzustehen. Hinzu kam noch, dass ich mir ein großes Bier genehmigt hatte und ich darauffolgend von einem nicht enden wollenden Schluckauf heimgesucht wurde.
So lief ich unter Schmerzen humpelnd und laut aufstoßend durch die berühmte Bahnhofstrasse und zog die ungewollte Aufmerksamkeit der Leute auf mich. Hinzu kam, dass Agneska sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegte, was natürlich zur allgemeinen Belustigung beitrug. Irgendwie schafften wir es dann doch ins Hotel, wo ich mich erst einmal völlig platt aufs Bett legte. Nach gut einer Stunde war ich dann endlich in der Lage, meine Klamotten ausziehen und unter die Dusche gehen zu können.
Diese Dusche bewirkte dann wahre Wunder. Meine Schmerzen ließen nach, und wir stürzten uns in das Nachtleben von Zermatt. Wir fanden dann ein Gebäude, in dem sich drei Bars auf zwei Etagen verteilten. Wir ließen die Disco-Bar, die so ein bisschen dem „Apfelbaum“ in Iserlohn ähnelte, links liegen, zumal das Publikum einer älteren Generation angehörte. So setzten wir uns dann an die Theke einer anderen Bar, wo wir weder die jüngsten noch die ältesten waren.
Es war wieder mal schön, in einer Kneipe zu sein und sich die unterschiedlichsten Leute anzuschauen. Besonders beeindruckend war die Chefwirtin, die nicht nur Holz, sondern eine ganze Palette vor der Hütte hatte und diese mit einem sehr ein- und ausladenen Dekollete zur Schau stellte. Agneska und ich rätselten über die Echtheit dieser beiden großen Argumente dafür, an der Theke sitzen zu bleiben. Letztlich kamen wir zu dem Schluss, dass sie wohl doch natürlicher Gestalt sein dürften.
Wie dem auch sei, gegen zwei Uhr morgens torkelten wir dann ins Bett. Normalerweise wollten wir am nächsten Morgen nochmals los, um eine weitere Hikingtour zu starten, doch über Nacht waren nochmals rund 15cm Neuschnee gefallen, so dass wir uns dazu entschlossen, den Heimweg über Umwege anzutreten. Denn wir machten noch einen Abstecher zu einer weiteren beliebten Bergstation namens Saas-Fee. Doch dort war erstens alles vernebelt, und zweitens herrschte auch“tote Hose“, so dass wir uns da nicht lange aufhielten.
Da ich den Kanton Wallis, seitdem ich hier bin, noch nicht so erkundet hatte, fuhr ich den Rückweg über Landstraßen anstatt über die Autobahn. Wir kamen durch malerische Dörfer und durch Sion, eine der größten Städte des Kantons. Dort werde ich bestimmt noch einmal zurückkommen, um es noch einmal besser unter die Lupe nehmen zu können.
Am letzten Dienstag kam dann endlich einmal die Sonne zum Vorschein, und wir machten uns auf den Weg zum auf 1850 Meter liegenden Lac Lioson. Als ich auf halber Strecke sah, dass noch recht viel Schnee auf dem Wanderweg lag, wollte ich eigentlich umkehren. Doch Agneska überredete mich dazu, weiter zu gehen. Es lief auch alles sehr gut, bis ungefähr dreihundert Meter vor der Ankunft kein richtiger Weg mehr zu erkennen war. Nun packte uns aber der Ehrgeiz und wir marschierten weiter. Wobei man von marschieren nicht wirklich sprechen konnte. Wir sackten immer wieder im Tiefschnee ein und kamen kaum voran. Letztlich schafften wir es doch, an den See zu kommen, der völlig verschneit und vereist vor uns lag.
Wir waren auch nicht alleine dort. Zwei kleinere Männergruppen hatten den Berg mit Hilfe von Skiern und Schneeschuhen erklommen und schauten uns ziemlich entgeistert an, dass wir ohne jegliche Hilfsmittel den beschwerlichen Weg eingeschlagen hatten. So richtig genießen konnte ich den Anblick der herrlichen Landschaft nicht, da ich schon an den Rückweg dachte, der, wie befürchtet, eine reine Qual wurde.
Irgendwann kamen wir aber dann doch wieder zu Hause an. Ich entledigte mich sofort meiner klatschnassen Klamotten und sprang unter die Dusche. Ein Wunder, dass wir beide von einer Erkältung verschont blieben. Auch wenn ich gerade auf dem Rückweg fluchte wie ein Rohrspatz, machte der Ausflug zum Lac Lioson im Nachhinein betrachtet sehr viel Spaß. Überhaupt war die ganze Woche mit Agneska einfach nur genial.
Nun hat mich der Alltag mehr oder weniger wieder. Auch wenn wir die Hotels erst am 1. Mai eröffnen, stecke ich mitten in den Saisonvorbereitungen und verbringe täglich einige Stunden im Büro. Gestern war ich auch wieder fußballerisch aktiv. Leider verloren wir gegen St-Légier mit 0:1, aber wir hatten nach dem Match beim gemütlichen Zusammensein mit Abendessen viel Spaß. Schon am Dienstag geht es dann mit dem Nachholspiel in Jorat-Mézières weiter.
Morgen werde ich dann noch ein paar Fotos von Zermatt und dem Lac Lioson hochladen. Dann könnt ihr auch sehen, wie wir im Schnee versackt sind…
Hinterlasse einen Kommentar