Am morgigen Freitag werden die Militärs, die traditionsgemäss unsere Hotels in der Zwischensaison besetzen, das Feld räumen, und tags darauf beginnt für uns auch schon die Sommersaison.
Der Urlaub war mal wieder viel zu kurz, aber dafür habe ich ihn richtig gut genutzt. Alejandro, einer unserer spanischen Köche, hatte mich zusammen mit Agneska zu seiner Hochzeit am 14. April in der Nähe von Valencia eingeladen. Diesen Anlass nutzten wir dann dazu, einen Roadtrip zu organisieren, der mit dieser besagten Hochzeit dann seinen Höhepunkt erreichen sollte.
Am 5. April machten wir uns dann auf den Weg, wobei nur die ersten beiden Stopps geplant waren. Danach machten wir dann dort Halt, wo uns der Wind hinwehte. Aber der Reihe nach:
5. April – Lyon: Wir kamen gegen Mittag in Lyon an, wo ich zwischen 2007 und 2009 lebte. Agneska war auch schon einmal dort gewesen, so dass wir nicht die touristischen Hauptattraktion abklappern mussten. Stattdessen zeigte ich ihr den Parc Tête d’Or, mit dem kostenfreien Zoo. Sie konnte es gar nicht fassen, dass man einfach durch diesen Park spazieren kann und auf einmal auf wilde Raubtiere, Elefanten und andere exotische Tiere trifft. Natürlich zeigte ich ihr auch, wo ich früher wohnte, und wir machten einen Abstecher ins Club Med-Büro, wo ich damals meine Brötchen verdient hatte.
6-7. April – Marseille: Ebenso geplant war dann unser Trip nach Marseille. Wir quartierten uns in einem Hotel in der Altstadt am Hafen ein. Da es am ersten Abend Hunde und Katzen geregnet hatte, mussten wir unsere Besichtigungen auf den nächsten Tag verschieben. Und da schien dann auch die Sonne am strahlend blauen Himmel. Wir waren ziemlich begeistert von der Stadt, auch wenn sie nicht gerade die sauberste ist. Nachdem wir schon die ganze Altstadt unter die Lupe genommen hatten, überredete Agneska mich dann auch noch zur Notre-Dame-Kathedrale hochzukraxeln. Eigentlich hatte ich darauf wirklich keine Lust mehr, aber am Ende musste ich zugeben, dass allein der Ausblick auf den Hafen und das Meer diesen Ausflug lohnenswert gemacht hatte.
8-9. April – Font Romeu (Pyrenäen): Wir verliessen Marseille und machten uns auf den Weg in die Pyrenäen, wo wir auf dem 1800m hoch gelegenen Bergdorf Font Romeu landeten. Besonders bekannt ist dieser Ort, weil er ein Teilstück des Jakobswegs repräsentiert. Natürlich war die Skisaison auch hier vorbei, so dass das Dorf relativ touristenfrei war. Eigentlich wollten wir dort ein wenig wandern gehen, aber dafür lag einfach noch zuviel Schnee.
10. April – Osseja (Pyrenäen): Nicht weit von Font Romeu entfernt liegt Osseja, kurz hinter der französisch-spanischen Grenze. Da Osseja nur auf 1300m liegt, waren hier die Wanderwege schon begehbar. Nachdem wir im sehr unfreundlich besetzten Touristenbüro einen Wanderführer gekauft hatten, beschlossen wir uns für die Route zum „Refuge de Nahuja“. Diese Wanderung sollte Hin und Zurück rund 5 Stunden dauern. Schon nach rund zwei Stunden waren wir am Refuge angekommen, so dass wir beschlossen, eine uns kreuzende Route „Tour des Ardoisières“ weiterzuwandern.
Allerdings hat mich dabei Agneska ziemlich aufs Kreuz gelegt. Denn als sie mir diesen Weg vorschlug, hatte ich die Karte falsch gelesen. Ich hatte gedacht, dass diese Route nur eine Stunde längern dauern würde als die vorherige. Eigentlich hätte ich hellhörig werden müssen, als ich diese Vermutung äusserte und Agneska gar nichts dazu sagte. Auf jeden Fall waren wir noch rund vier weitere Stunden unterwegs. Zu allem Überfluss hatte ich mir auch noch in der Zwischenzeit einen Wolf gelaufen, so dass ich nach 17 Kilometern gegen 20 Uhr, als wir dann endlich angekommen waren, kaum noch laufen konnte.
Glücklicherweise endete die Route direkt vor einem Campingplatz mit Holzhütten, wo wir uns dann auch gleich einquartierten. Ich pflegte meine Wunden, während Agneska in der Stadt Pizzen und Bier besorgte.
11-12. April – Vilanova I La Geltru: Ich hatte genug von den Bergen und wollte endlich das Mittelmeer sehen. Gleichzeitig wollten wir uns natürlich auch Valencia annähern, wobei wir davon immer noch rund 370km entfernt waren. Vilanova ist ein herrlich schöner, kleiner Urlaubsort südlich von Barcelona. Ein breiter Strand, köstliches Essen (wir schlugen unsere Bäuche mit Muscheln, Calamares und Paëlla voll), gute Weine sowie Temperaturen um die 25 Grad trugen dazu bei, dass wir uns dazu entschieden, gleich zwei Nächte zu bleiben.
Agneska spielt in Budapest in einem Fussballteam und freute sich immer darauf, wenn ich mit ihr eine Trainingsstunde einlegen konnte. Dies machte ich dann auch, wann immer sich die Gelegenheit bot. Und auf der Wiese in der Nähe des Strandes machte es dann natürlich auch doppelt Spass. Das einzige Problem ist, dass man Agneska eigentlich gar nicht tot kriegt. Ich dachte mir schon die irrsinnigsten Übungen aus, um sie müde zu kriegen, aber da war nichts zu machen. Da musste ich mir dann einfach den Ball schnappen und fliehen…
13-14. April – Hochzeit in Llosa de Ranes: Am späten Nachmittag kamen wir dann in Llosa de Ranes in der Nähe von Valencia an, wo nicht nur das Hochzeitspaar auf uns wartete, sondern auch Philippe, seine Schwiegereltern sowie Pietro, unser Küchenchef. Wir waren in einer Villa untergebracht, die Alejandro angemietet hatte. Am Abend spielten Agneska und ich dann auf dem Tennisplatz Tennis und Fussballtennis. Diesmal allerdings war ich richtig fit und Agneska schwenkte dann die weisse Fahne, da sie endlich einmal müde war.
Alejandro und Sheila zelebrierten nicht nur ihre Hochzeit sondern auch die Taufe ihrer Tochter Salma. Nach den Zeremonien fuhren wir dann in eine Hotelanlage, wo wir erst im Garten einen Aperitif einnahmen, ehe es dann im Bankettsaal weiterging. Richtig lustig wurde es dann, als die rund 80 Gäste dank des Alkohols sehr kontaktfreudig wurden. Natürlich bemerkten die Familien und Freunde von den beiden unsere Präsenz, und für einen gewissen Zeitraum waren wir dann auch die Hauptattraktion. Nachdem ihnen erklärt wurde, wer wir waren, entstanden sehr lustige Unterhaltungen, wobei vor allem die Sprachbarrieren keine Rolle mehr zu spielen scheinten. Irgendwann texteten mich zwei attraktive Damen um die 30 zu, wobei ich eine völlig missverstanden hatte. Agneska stand neben mir, während diese Dame mich immer wieder suchte und Worte wie „Camarera und caliente“ von sich liess. Ich wusste nicht, was Camarera hiess, leitete es aber vom Italienischen ab. Da würde es dann Zimmer heissen. Ja, und caliente bedeutet ja heiss. Kurz gesagt, ich dachte, dass sie mit mir aufs Zimmer wollte, da sie ja so heiss ist. Da aber Agneska cool blieb, fragte ich sie, ob sie verstehen würde, was die Dame von mir wollte. Im Endeffekt steht Camarera für Kellnerin, und da es bei uns auf dem Berg oft so kalt ist, bräuchten wir eine heisse Kellnerin.
Die Hochzeitsnacht verbrachten Sheila und Alejandro im Hotel, sodass wir die Villa für uns alleine hatten. Ja, und am nächsten Tag ging es dann auch zurück nach Les Mosses. Wir meisterten die 1300 Kilometer in 14 Stunden und kamen gegen 2 Uhr nachts an.
15-19. April – Les Mosses: Die letzten gemeinsamen Urlaubstage verbrachten wir dann in Les Mosses. Zunächst spielte das Wetter super mit, so dass wir unter anderem auch zum Thermalbad Lavey-Les-Bains fuhren. Bei 24 Grad im Schatten liessen wir es uns in den verschiedenen Becken, Whirlpools und Saunen richtig gut gehen. Gleichzeitig führte ich Agneska auch in die Welt des Horrorfilms ein. Wir schauten uns alle sieben „Saw-Filme“ an. Dabei war es für mich wesentlich lustiger, Agneska dabei zu beobachten, wie sie sich unter der Wolldecke versteckte oder immer wieder überrascht hochschreckte, wenn mal wieder jemand aus dem Hinterhalt kam. Am Freitag dem 19. April flog Agneska dann zurück nach Budapest.
So einen Roadtrip ohne grosse Planungen habe ich noch nie gemacht, aber ich war ziemlich begeistert davon. Es hat einen riesigen Spass gemacht. Ich hoffe, dass euch auch die Fotos gefallen, die ich hier in einem Album angelegt habe.
Seit einer Woche bin ich also wieder täglich zurück im Büro und bereite die bevorstehende Sommersaison vor. Dem Buchungsstand zufolge wird es wohl eine recht erfolgreiche aber auch sehr anstrengende Saison. Somit bin ich froh, dass ich mich in der Zwischensaison wenigstens gut erholen konnte.
Hinterlasse einen Kommentar