Seit einigen Tagen bin ich wieder zurück in Les Mosses, wo ein Infanterie-Bataillon unsere Hotels übernommen hat. Wie immer ist alles verbarrikadiert und etliche Panzer und andere Militärfahrzeuge stehen vor unseren Häusern.

Vom 19.-26. Oktober verbrachte ich meinen ersten Teilurlaub im Club Robinson Camyuva in der Türkei. Dieser verlief völlig anders, als ich es mir vorher vorgestellt hatte.

Der Hauptgrund für meinen Urlaub in dem Club war, dass ich Toni, unseren ehemaligen Küchenchef, dort besuchen wollte. Ansonsten hatte ich mir als Alleinreisender eigentlich vorgenommen, viel Sport zu treiben, viel zu lesen und zu schlafen. Aber schon an meinem Anreisetag wurden diese Pläne über den Haufen geworfen.

Ich kam also am Sonntagnachmittag bei tollem Wetter (27-28 Grad) an, und drehte eine Runde über das Clubgelände. Dann machte ich an der Hauptbar halt, wo auf diversen Bildschirmen das Bundesligaspiel Hamburg gegen Hoffenheim auf Sky übertragen wurde. Dabei stiess ich auf eine bunt gemischte Gruppe aus Hamburg und München, mit der ich letztendlich den ganzen Urlaub verbringen sollte.

Wir tranken schon fleissig während des Spiels unser Bier und verabredeten uns dann zum Abendessen. Die Nacht endete dann gegen 2 Uhr morgens. Der Alkohol hatte mir die richtige Bettschwere beschafft, so dass ich am nächsten Morgen erst gegen 11 Uhr wach wurde. Aber am Ende stellte sich heraus, dass dies mein kürzester Nachtausflug während des ganzen Urlaubs sein sollte.

Denn an den anderen Abenden gaben wir richtig Gas. Meistens landete ich gegen 4 Uhr im Bett. Der Höhepunkt unseres Alkoholkonsums war sicherlich als wir zu sechst vier Flaschen Rum killten. Ich denke, dass ich während dieser Woche soviel Alkohol getrunken habe wie im gesamten abgelaufenen Jahr. Aber es tat auch gut, einfach mal wieder auf den Putz zu hauen. Ich hatte schon ganz vergessen, wie das ist.

Mit Toni selbst konnte ich vor allem immer nach dem Abendessen Zeit verbringen. Wir quatschten viel und spuckten währenddessen auch nicht ins Glas. Am Mittwoch hatte er seinen freien Tag, und wir fuhren mit dem Auto ins benachbarte Kemer rein. Zuletzt bin ich dort vor 16 Jahren gewesen, als ich noch für den Club Med Palmiye gearbeitet hatte. Natürlich hatte sich gerade in der Innenstadt sehr viel verändert. Angenehm war allerdings, dass uns die Strassenverkäufer nicht ständig angequatscht haben, was ja oft in so touristischen Gegenden Gang und Gebe ist. Am Abend lud mich Toni noch zu sich zum Grillen ein, wo ich auch noch einige von seinen Kollegen besser kennen lernen konnte.

Sportlich war ich auch ein bisschen, zumal ich mit meiner Truppe täglich ein bis zwei Stunden Tennis spielen konnte. Als ehemaliger Club-Med-Angestellter ist es natürlich normal, dass man zwischen dem französischen Unternehmen und dem Club Robinson Vergleiche zieht.

Von der Organisation und von der Qualität der verschiedenen Angebote her ist Robinson mit Sicherheit besser aufgestellt. Was dem deutschen Club allerdings abgeht, ist das internationale Flair, das im Club Med herrscht. Vom Publikum her tun sich beide Clubs nicht viel. Generell können wir da von der gehobenen Mittelklasse sprechen, wobei unter den männlichen Gästen etliche Blender sind, die auf „dicke Hose“ machen und somit die Frauen beeindrucken wollen. Und unter den Frauen sind auch viele der berechnenden „Tussen“, die sich am Abend besonders auftakeln und auf der Suche nach einem finanzkräftigen Lebenspartner sind.

Natürlich zogen wir an der Bar als grosse Gruppe mit sechs Männern und zwei Frauen die Aufmerksamkeit anderer Damen auf uns. Und es war dann schon witzig, wie schlagartig sich das Interesse an meiner Person erhöhte, wenn ich erwähnte, dass ich in der Schweiz lebe. Aber diesen Wink mit dem Zaunpfahl habe ich gewissentlich ignoriert.

Nun bin ich seit letzten Sonntag wieder in Les Mosses und werde mich zum Monatsende wie gewohnt vor allem um die Gehaltsabrechnungen und die Buchhaltung kümmern. Nächste Woche Donnerstag fliege ich dann nach Budapest, um dort Agneska für ein langes Wochenende zu besuchen. Dann werde ich wieder einen kurzen Abstecher nach Les Mosses machen, ehe ich dann für zehn Tage nach Iserlohn fahren werde.