Wie schon in meinem vorherigen Eintrag erwähnt, flogen Agneska und ich von Budapest aus nach Skopje in Mazedonien, unsere erste Station unser zwölftägigen Hochzeitsreise. Hier ein chronologischer Rückblick:

Mittwoch, 12. April 2017, Skopje in Mazedonien:

Da wir aufgrund unseres strapazierten Arbeitskalenders und der Hochzeitsvorbereitungen keine Zeit für ausgedehnte Planungen für unsere Hochzeitsreise hatten, mussten wir jeweils direkt vor Ort nach Unterkünften und Transportmöglichkeiten suchen. Wir hatten nur unseren Reiseführer „Lonely Planet“ mit dabei, der uns auch den Tipp gab, unser Glück im „Urban-Hostel“ zu versuchen. Wir mieteten dort ein Appartment und erkundeten dann gleich die Stadt. Und bei 24 Grad im Schatten war es besonders angenehm, mit einem Eis in der Hand an den vielen und riesigen Statuen und Monumenten vorbeizuschlendern. Den Abend liessen wir dann in einer Kneipe beim Champions-League-Hinspiel Bayern-Real ausklingen.

Donnerstag, 13. April 2017, Ohridsee in Mazedonien:

Wir fuhren mit einer Art Flixbus zum Ohridsee, der direkt an der Grenze zu Albanien liegt. Auch hier hatten wir schnell ein Hotel gefunden und unglaublich tolles Wetter. Wir kraxelten eine Festung hinauf, von wo aus wir einen herrlichen Blick auf den See hatten. Um die Bucht herum hatten die Ohrider einen Steg angelegt, an dem sich auch etliche Restaurants und Bars angesiedelt haben. Natürlich liessen wir es uns nicht nehmen, auch dort ein Bierchen zu trinken.

Freitag, 14. April 217, Berat in Albanien:

Wir mussten früh raus, da schon um 7h15 uns ein Bus nach Elbassan in Albanien brachte. Dort stiegen wir um in Richtung Berat, ebenfalls eine tolle, historische Stadt. Wir wanderten zu einer Burg, die noch heute als Wohnstätte für etliche Einheimische dient. Dann besuchten wir den Stadtteil Gorica. Den Abend verbrachten wir auf der Promenade der Innenstadt und wurden zufälligerweise Zeuge einer Prozession anlässlich des Karfreitags. Kurz vorher rief noch der Muezzin die Muslime zum Gebet. Das war ein bestes Beispiel dafür, dass auch unterschiedliche Religionsgruppen friedlich miteinander leben können.

Samstag, 15. April 2017, Durres in Albanien:

Nach dem Frühstück auf der Dachterrasse unseres Hotels ging es mit einem äusserst rasanten Busfahrer an die Küste Albaniens nach Durres. Wir machten einen ausgedehnten Spaziergang und durften einen atemberaubenden Sonnenuntergang beobachten. Dann ging es wieder relativ früh in die Heia, zumal am nächsten Morgen um 7h30 der Bus Richtung montenegrinische Grenze fuhr.

Sonntag, 16. April 2017, Kotor in Montenegro:

Wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, ist man natürlich über jede Information glücklich, die einem weiterhilft. Doch Fahrpläne gibt es in Albanien nicht. Über eine Agentur konnten wir einen Bus von Durres nach Shkodra organisieren. Allerdings wussten wir noch nicht, wie wir von dort aus über die montenegrinische Grenze kommen würden. Da kam uns das Glück zu Hilfe. Denn kaum waren wir in Shkodra angekommen, fanden wir genau den Bus, der einmal täglich nach Kotor fuhr. Wären wir eine halbe Stunde später da gewesen, wären wir in Shkodra stecken geblieben.

Wir kamen also im diesmal strömenden Regen in Kotor an und mieteten ein kleines Appartment, das allerdings nicht so prickelnd war. Da wir aber drei Nächte in Kotor verbringen wollten, entschieden wir uns dazu, die letzten beiden Tage ins Hotel Marija umzusiedeln.

Montag, 17. April 2017, Kotor in Montenegro:

Am Morgen kletterten wir einen Berg zur Festung hinauf. Von dort aus hatten wir wieder eine tolle Aussicht auf die Bucht. Dann fuhren wir mit dem Bus ins benachbarte Örtchen Sveti Stefan, das heute komplett als Hotelanlage dient. Den Strand entlang folgte dann ein sechs Kilometer langer Spaziergang  in Richtung Budva, ehe wir dann mit dem Bus zurück nach Kotor fuhren.

Dienstag, 18. April 2017, Kotor in Montenegro:

Tags zuvor hatten wir einen Ausflug gebucht. Mit einem Minivan und einem Südafrikaner, Amerikaner und Russen ging es nach Nejuges und zum Nationalpark von Lovcen. Dort besuchten wir das Mausoleum von Peter dem Zweiten. Allerdings mussten wir 461 Stufen hinauf, ehe wir diese beeindruckende Kulisse auf uns wirken lassen konnten. Am Abend ging ich alleine in den Square-Pub und schaute mir das Rückspiel zwischen Real und Bayern an, während Agneska den „freien“ Abend dazu nutzte, sich ausgiebig auszuschlafen.

Mittwoch, 19. April 2017, Dubrovnik in Kroatien:

Zu Dubrovnik habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Sicherlich nennt man die Stadt nicht umsonst die Perle der Adria, zumal sie wirklich unglaublich schön ist. Gleichzeitig dient sie auch als Kulisse der Stadt „Westeros“ der Kultserie „Game of Thrones“ (was ich übrigens sofort gemerkt habe…stolz :-)). Aber die Stadt verliert ihren Charme, weil sie auch schon im April völlig überlaufen ist. Beim Spaziergang über die weltberühmte Stadtmauer kam ich mir vor als ob ich über die chinesische Mauer lief, zumal eine asiatische Invasion nach der anderen an uns vorbei lief. Auch die Preise haben es in Dubrovnik in sich. Allein der Rundgang über die Stadtmauer kostete 20 Euro pro Person. Hotelzimmer unter 100 Euro zu finden, ist wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Wir hatten wieder einmal Glück und organisierten mit Hilfe der netten Menschen vor Ort ein tolles Appartment für viel weniger.

Donnerstag, 20.04.2017, Mostar in Bosnien:

Mostar hat ein tolles Flair, wo man sich sofort wohlfühlt. Allerdings ist es auch eine sehr geschichtsträchtige Stadt. Zwar wurden nach dem Balkankrieg in den 90ern viele Gebäude, Brücken und Monumente wieder hergestellt, aber die zahlreichen Ruinen mitten in der Stadt zeigen auch, dass der Krieg nicht allzu lange her ist. Einen tiefen Eindruck hinterliess auch der Besuch eines christlichen und eines muslimischen Friedhofs. Alle Beerdigten waren ausnahmslos im Jahr 1993 während der Kämpfe in Mostar gestorben.

Freitag, 21.04.2017, Mostar und Umgebung in Bosnien:

Das war ein ganz toller Tag mit sehr vielen besonderen Momenten. Wir hatten für den Tag einen Wagen gemietet und sind zunächst zu dem bekannten Pilgerort Medjugorje gefahren, wo 1981 sechs Jugendliche eine Begegnung mit der Jungfrau Maria gehabt haben sollen. Auf einem rund 15-minütigen, sehr steinigen und holprigen Anstieg gelangten wir zur Statue der Jungfrau. Zunächst waren nur einige Leute anwesend, doch in kurzer Zeit kamen immer mehr Leute aus allen Richtungen, so dass auf einmal rund 50 Menschen in völliger Stille vor der Statue knieten, sassen, weinten und beteten. Ich bin wirklich kein religiöser Mensch und zweifle viel an, was den Glauben betrifft. Aber gleichzeitig habe ich einen gehörigen Respekt vor diesen Menschen, die so unerschütterlich an ihrem Glauben festhalten.

Danach ging es weiter zu der Miniatur-Ausgabe der Niagarafälle in Kravica, die wirklich sehr schön gelegen ist. In Pocitelj genossen wir die Aussicht von einer Burgruine, ehe wir in Balgaj ein muslimisches Derwischhaus besuchten.

Wir fuhren zurück in Mostar’s Altstadt und gaben den Wagen ab, da noch ein weiteres Highlight auf uns wartete. Tags zuvor hatten wir eine Stadtführung der anderen Art mit dem Titel „Der Tod Jugoslawiens“ gebucht. Miran, unser Stadtführer, erklärte uns die Geschichte Jugoslawiens von 1945 bis zu ihrem Zerfall. Dabei fuhren wir unter anderem in einen riesigen geheimen Bunker, wo früher die schnellsten Kampfjets der Welt untergebracht waren. Zudem haben wir sehr viel über die Zusammenhänge von Tito’s Regentschaft, dem kalten Krieg, dem Balkankrieg und seine Auswirkungen bis heute erfahren.

Samstag, 22.04.2017, Konjic und Sarajevo in Bosnien:

Auf dem Weg in Richtung Sarajevo machten wir auf halber Strecke in Konjic Halt und besuchten den grössten Geheimbunker, der im Falle eines nuklearen Angriffs Tito und rund 350 wichtigen Regierungspersonen für sechs Monate als Unterschlupf hätte dienen können. Der in Form eines Hufeisens in den Berg gehauene Bunker verschlang die Unsumme von 4.6 Milliarden Dollar und wurde in geheimster Weise zwischen 1953 und 1979 gebaut. Einfach beeindruckend! Wir fuhren weiter mit dem Bus nach Sarajevo, buchten dort einen Ausflug für den nächsten Tag, assen leckere Cevapi (Cevapcici sagt dort niemand) und liessen bei Livemusik im „Cheers“ den Abend ausklingen.

Sonntag, 23.04.2017, Sarajevo in Bosnien:

Der Ausflug hatte als Thema die knapp vierjährige Belagerung Sarajevos durch die serbische Armee während des Balkankriegs. Unser Guide gehörte damals der bosnischen Polizei an und beeindruckte uns mit seinen Erlebnissen. Highlight der Tour war der Besuch des 800 Meter langen Tunnels, den die Bosnier selbst per Hand gegraben hatten und der sie in die unbesetzte Zone in der Nähe des Flughafens brachte. Dieser Tunnel diente vor allem zur Besorgung von Verpflegung für die rund 250 000 eingeschlossenen Einwohner Sarajevos.

Am späten Nachmittag besuchten wir noch ein Museum, das sich mit dem Genozid in Srebrenica am 11. Juli 1995 beschäftigt. Das Bild- und Videomaterial war sehr schauderhaft und lässt wirklich niemanden kalt. Überhaupt haben wir während der vier Tage in Bosnien sehr viel über den Balkankrieg und die Geschichte des ehemaligen Jugoslawiens gelernt.