Seit letzten Samstag bin ich wieder zurück aus dem Urlaub in Georgien. Bis kommenden Samstag bleibe ich in Les Mosses, um die üblichen Aufgaben, die am Ende eines Monates anfallen (Buchhaltung, Gehälter, usw), zu erledigen. Dann mache ich mich auf nach Iserlohn, ehe ich dann ein paar Tage später nach Ägypten fliege. Allerdings diesmal ohne Agneska, denn die wird als Reiseleiterin in Indien unterwegs sein.

Der Urlaub in Georgien war klasse. Wie schon auf unserer Balkantour hatten wir nur unsere Flüge gebucht. Den Rest erledigten wir als Rucksacktouristen direkt vor Ort. Auch dieses Mal hatte Agneska vorher eine ungefähre Route angelegt, so dass wir in etwa wussten, von welchem Ort es zu dem nächsten gehen sollte.

Aber wie es ihr ja mittlerweile schon gewohnt seid, folgt hier der chronologische Ablauf.

19.10.2017, 1. Tag: Tiflis

Mitten in der Nacht, gegen 3h30 kamen wir in Tiflis am Flughafen an. Dann fuhren wir mit dem Bus ins Stadtzentrum und machten einen ersten Rundgang durch die noch schlafende und toll beleuchtete Stadt. In der Altstadt fanden wir dann ein Hotel und hauten uns für drei Stunden aufs Ohr. Über die Friedensbrücke hinweg liefen wir zur Gondelstation, von wo aus wir uns auf dem Weg zur Narikalafestung machten.

Dann erklimmten wir hunderte von Stufen zum Mount Mtatsminda, wo wir dann einen herrlichen Blick auf Tiflis hatten. Mit einer Zahnradbahn ging es dann wieder hinunter, und wir nahmen die Innen- sowie Altstadt bei Tageslicht unter die Lupe. Bei einer Kirchenbesichtigung platzten wir mitten in eine orthodoxe Predigt. Ja, und am Abend versuchten wir auch gleich die ersten georgischen Spezialitäten: Khachapuri und mit Käse überbackene Champignons.

20.10.2017, 2. Tag: Kazbegi

Am Morgen ging es mit einer Marshrutka (Minibus) nach Kazbegi in den Kaukasus. Nach rund drei Stunden Fahrt wanderten wir zu der auf 2200 Meter hoch gelegene Tsminda Sameba Kirche. Von dort aus hatten wir einen tollen Blick auf den 5047 Meter hohen Berg Kazbegi. Das war bislang der höchste Berg, den ich je persönlich gesehen hatte.

Danach fuhren wir weiter nach Mtskheta, wo wir ein Zimmer in der Nähe der Kathedrale fanden. Witzigerweise kam die Inhaberin Anna gebürtig aus Lüdenscheid. So klein ist die Welt.

21.10.2017, 3. Tag: Mtskheta-Gori-Uplistsikhe-Borjomi

Wir besuchten die berühmte Kathedrale in Mtskheta, und wieder war gerade eine Predigt im Gange. Diesmal wurde der Priester von einem dreistimmigen Frauenchor begleitet, der mit seinen klaren Stimmen für eine ganz festliche Stimmung sorgte.

Mit der Marshrutka ging es weiter nach Gori, Stalins Geburtsstadt. Doch bevor wir das zu seinen Ehren gebaute Museum besichtigten, fuhren wir mit einem Taxi ins in der Nähe liegende Uplistsikhe, eine Höhlenstadt, die regelrecht in einen Felsen geschlagen wurde.

Zurück in Gori ging es dann ins Stalin-Museum, was einer einzigen Verherrlichung des Diktators gleicht. Stalin wird als Vater der Nation dargestellt. Dass er aber auch den Tod von Millionen von Menschen auf dem Gewissen hatte, bleibt in dem Museum völlig außen vor.

Von Gori wollten wir nach Borjomi. Da es keine direkte Busverbindung gibt, versuchten wir es zunächst erfolglos per Anhalter. Schließlich schnappten wir uns dann doch ein Taxi.

22.10.17, 4. Tag: Vardzia

Mit der Marutshka ging es von Borjomi in den Süden Georgiens nach Vardzia. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kurzen Fotostopp bei der Khertvisi-Festung, die zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert errichtet wurde.

Nach knapp zweieinhalb Stunden kamen wir in der unglaublichen Höhlenstadt an. Kind George III. hatte hier zusammen mit seiner Tochter, Königin Tamar, eine Festung in den Felsen geschlagen, die dann zu einem Höhlenkloster wurde, in dem über 13 Etagen hinweg mehr als 2000 Mönche lebten. Insgesamt gab es hier über 400 Räume, 13 Kirchen und 25 Weinkeller.

Danach ging es zurück nach Borjomi, wo wir in einen anderen Bus umstiegen, der uns nach Kutaisi, die zweitgrößte Stadt Georgiens, brachte. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen kurzen Halt in Akhaltsikhe, um dort die Rabati-Burg in Augenschein zu nehmen.

23.10.17, 5. Tag: Kutaisi-Batumi

In Kutaisi besichtigten wir das Gelati-Kloster und die Bargati-Kathedrale. Die Kirchen in Georgien sind generell nicht sehr beeindruckend. Vor allem fällt auf, dass die Bilder von den Heiligen sehr trostlos sind, weil die Personen eher emotionslos dargestellt sind.

Am Nachmittag fuhren wir mit einer Marshrutka nach Batumi ans Schwarze Meer. Da wir hier drei Tage bleiben wollten, suchten wir etwas länger nach einem vernünftigen Hotel. Letztlich wurden wir auf der Piazza fündig, wo wir im 9. Stock einer Turmuhr (ein bisschen wie der Big Ben in London) ein Zimmer mit Meerblick fanden.

24.10.17, 6. Tag: Batumi

Batumi ist eine unglaublich moderne und schöne Stadt direkt am Schwarzen Meer. Wir wanderten mehr als 10 km entlang der Uferpromenade. Viele Gebäude und Hotels sind sehr neu, und die Architekten haben sich so einiges einfallen lassen. Am Abend gibt es tolle Beleuchtungen überall in der Stadt. Wir blieben fast eine halbe Stunde an einer Wasserfontäne sitzen, die zu Rhythmen verschiedener Musikarten eine interessante Show bot.

25.10.17, 7. Tag: Nationalpark Mtirala

An diesem Tag ging es erst mit der Marshrutka nach Chakvi, danach mit dem Taxi in den Naturpark Mtirala. Der rund 10 km lange Weg in den Park war sehr beschwerlich. So kamen wir uns vor wie auf einer Safari. Wir überwanden tiefe Schlaglöcher, überquerten Bäche und weichten großen LKW auf kleinstem Raum aus.

Einmal angekommen wanderten wir zu einer kleinen Felsenbucht und zu einem Wasserfall. Nichts, was einem wirklich vom Hocker reißt, aber trotzdem ganz schön.

26.10.17, 8. Tag: Butami-Tiflis

Am Morgen verließen wir das wunderschöne Batumi, indem wir mit einer Propellermaschine mit 30 Sitzen nach Tiflis flogen. Wir checkten im selben Hotel ein, das uns auch bei unserer Ankunft aufgenommen hatte. Dann tigerten wir ein bisschen durch die Stadt und kauften ein paar Souvenirs.

27.10.17, 9. Tag: Davit-Gareja-Kloster

Am letzten Tag ging es mit einem Kleinbus östlich von Tiflis ins Davit-Gareja-Kloster, das völlig abgeschieden an der Grenze zu Aserbaidschan liegt. Bei sehr sonnigem, aber auch stark windigen Wetter hatten wir einen tollen Ausblick auf die unterschiedlichsten Berglandschaften. Auch das Kloster hatte seinen Charme und beeindruckte mit den in die Felsen geschlagenen Wohnhöhlen.

Besonders interessant war allerdings die Zusammensetzung unserer kleinen Gemeinschaft im Minibus. Wir lernten uns alle ein bisschen besser bei einem Zwischenstopp in einem kleinen Restaurant kennen.

Da war zunächst eine blutjunge Schottin, die den ganzen Tag auf einem Vibrator gesessen haben muss, denn sie bekam ihr ständiges Grinsen einfach nicht aus dem Gesicht.

Drei schwule Briten waren mit an Bord, die sich mit einer ewig labernden Australierin angefreundet hatten. Ich kam mir vor wie beim Kaffeeklatsch von Ralph Morgenstern im ZDF.

Es waren auch zwei Kanadier mit dabei, von denen einer ursprünglich Syrer und der andere Holländer war. Der Syrer war ungefähr in meinem Alter und schon seit Wochen unterwegs. Er hatte schon die ganze Welt gesehen, bis auf Malta. Woher ich das weiß? Es war auch eine Frau aus Malta mit im Bus und beim Gespräch stellte sich heraus, dass der gebürtige Syrer dort noch nicht gewesen sei.

Apropos die Dame aus Malta: Sie hieß Susanna und hatte einen derartig verbogenen Zinken im Gesicht, der sie dazu zwang wie Zwerg Nase durch dieselbige zu sprechen. Dabei arbeitet sie als Buchhalterin in einem Krankenhaus und sitzt eigentlich direkt an der Quelle für die längst fällige Nasenoperation.

Ach ja, und dann war da ja noch der holländische Kanadier namens Thomas. 75 Jahre alt, seit über 20 Jahren in Rente und ebenso lang auf Reisen. Seine Vorliebe gilt der Oper und dem Rotwein. Sobald es irgendwo eines der beiden Hobbies gibt (darf auch gerne beides gleichzeitig sein), dann ist Thomas in seinem Element. Allein in Tiflis war er schon sechsmal in der Oper gewesen.

Anekdoten:

In Georgien herrscht wie bei uns auch Rechtsverkehr, jedoch befinden sich sehr viele Autos mit dem Lenkrad auf der rechten Seite auf den den Strassen. Man erklärte uns, dass Autos aus Japan importiert wesentlich preiswerter seien und es deswegen davon so viele hier gebe.

Auch sieht man sehr viele LKW-Anhänger mit deutschen Firmennamen aber mit georgischem Nummernschild, die etwas völlig anderes transportieren als aufgeschrieben steht.

In jeder Stadt gibt es sehr viele streunende Hunde, die sich wie Banden zusammentun und ihr Revier verteidigen. Gegenüber Menschen sind sie harmlos. Viele von ihnen haben eine Marke von der Stadtverwaltung am Ohr. Sind also weiter auf sich allein gestellt, aber registriert.

Der Georgier an sich ist eher in sich gekehrt. Aber wenn man nach etwas fragt oder um etwas bittet, hilft er einem gerne. Das ist mir auf jeden Fall angenehmer, als die Verkäufer in anderen Ländern, die dir nicht von der Pelle rücken.

Preislich gesehen ist Georgien sehr attraktiv. Durchschnittlich kostete uns eine Übernachtung im Hotel rund 30 Euro für ein Doppelzimmer. Auch im Restaurant gingen unsere Rechnungen nicht über 20 Euro hinaus (oft mit Vorspeise, Hauptspeise, Getränke und Kaffee). Für zwei Personen kann man da wirklich nicht meckern.