Mittlerweile habe ich mich ganz gut in Bonn eingelebt. Seit Beginn der Sommerferien ist die Stadt weitaus leerer, was sich vor allem beim Berufsverkehr bemerkbar macht. Nach meinen neun Jahren in einem kleinen Schweizer Bergdorf hatte ich ganz vergessen, inwieweit das Leben in einer Großstadt den urlaubsbedingten Schwankungen unterliegt.

Trotzdem gibt es aber ein sehr großes Freizeitangebot hier, das ich auch ab und zu schon in Anspruch genommen habe. An einem Abend traf ich mich mit Christina, eine Reiseleiterin aus Köln, die ich in der Schweiz kennen gelernt habe, im Biergarten am alten Zoll direkt am Rheinufer.

Wir hatten uns knapp ein Jahr nicht mehr gesehen und hatten uns natürlich viel zu erzählen. Gleichzeitig präsentierte ich ihr eine Wandertour für Reiseveranstalter, die ich im nächsten Sommer gerne auf den Weg bringen möchte. Christina soll dann die Wandergruppen durch die verschiedenen Gegenden begleiten.

Letzten Sonntag war ich zudem beim Baseball in der Rheinaue. Die Bonner Capitals sind amtierender Deutscher Meister und qualifizierten sich im Derby gegen die Solingen Alligators im fünften Entscheidungsspiel für das DM-Finale, das am kommenden Wochenende in Heidenheim beginnen wird. Es waren geschätzt 800 Zuschauer dabei, die für eine ganz tolle Atmosphäre sorgten.

Anfang Juli hatte ich eine Woche Urlaub, die ich dazu nutzte, für ein paar Tage Agneska in Ungarn zu besuchen. Sie ist derzeit viel unterwegs. Ende Juni/Anfang Juli war sie in Italien, ehe sie seit dem 13. Juli für 14 Tage mit einer Gruppe in Indien ist.

Am Montagmorgen, dem 8. Juli flog ich also nach Budapest. Agneska holte mich ab, und wir fuhren direkt nach Szekesfehervar, wo ich mir erst einmal in der Innenstadt alleine die Zeit vertrieb, da Madame einen Friseurtermin hatte. Danach hatte ich dann ein „Date“ mit dem Zahnarzt, der mir eine tote Wurzel sowie ein wenig Zahnstein entfernte.

Den Abend verbrachten wir dann im Garten von Agneska’s Mutter Klara. Laszlo war ebenso da wie die Familie von ihrem Bruder Gabor. Wir hatten viel Spaß, lachten sehr und spielten mit den Kindern Fußball. Einziger Wermutstropfen für mich war, dass ich am Ende des Abends von einem Mückenschwarm attackiert wurde, der mir unzählige Stiche in beide Beine und Füße versetzte.

Die Quittung bekam ich am nächsten Morgen, als beide Füße dermaßen angeschwollen waren, sodass mir kein Schuh mehr passte. Das war aber bei dem herrlichen Wetter nicht weiter schlimm, zumal ich mit meinen Lederschlappen noch immer gut zu Fuß war.

Am Dienstagmorgen schnappten wir uns Martina und Gabors Kinder, Norina und Balazs, und machten einen Ausflug zu einem Park, der etliche Burgen aus verschiedenen Zeiten in Miniaturform nachstellt. Die Beschreibungen wurden ins Englische und Deutsche übersetzt, aber die Übersetzung auf Deutsch war dermaßen hanebüchen, dass sogar Agneska immer wieder die Hände über den Kopf zusammenschlug. Es ist ja gut gemeint, aber dann besser gar keine Übersetzung.

Nachmittags fuhren wir dann nach Gyönk, wo Agneska’s Onkel Janos und Tante Paula leben. Vor gut einem Jahr waren wir schon einmal dort gewesen, und mir hatte es so gefallen, dass ich mir einen weiteren Besuch gewünscht hatte. Die beiden zeigten uns ihre Weinberge, wo der schon öfter prämierte Wein gedeiht. Dann machten wir noch einen kleinen Abstecher auf den hauseigenen Bauernhof, wo vor allem die jungen Fohlen das Highlight waren.

Den Abend ließen wir dann relaxt bei Wein und Palinka ausklingen, wobei Paula mich dann auch noch mit Calciumampullen und Fenistil medizinisch versorgte. Denn der Tag hatte auch bei meinen geschwollenen Füßen Spuren hinterlassen, die aber von da an auf dem Weg der Besserung waren.

Am Mittwoch fuhren wir von Gyönk aus weiter nach Szekszard. Dort trafen wir Zita und Laszlo, die uns im berühmten Weinanbaugebiet in ein schnuckeliges Restaurant zum Mittagessen einluden. Danach ging es erst weiter zurück nach Szekesfehervar, wo Agneska ihre Klamotten für die anstehende Indienreise packte. Dann machten wir uns auf zu unserer Wohnung in Budapest.

Denn am Abend trafen wir uns mit ihren Freundinnen Reka und Edit in der City. Reka lebt mit ihrem Mann und Kindern in Italien, sodass sich die Gelegenheit nicht so oft ergibt, Zeit miteinander zu verbringen.

Nachdem wir seit Montag nur unterwegs gewesen waren, machten wir am Donnerstag gar nichts. Denn am nächsten Tag ging ja schon in Allerherrgottsfrüh mein Flieger zurück nach Dortmund , und Agneska musste sich auch noch ein wenig auf ihre anstehende Reise vorbereiten.

Seit letzter Woche hat mich mein Arbeitsalltag wieder, was aber auch schön ist. Denn der Wiedereinstieg war wesentlich entspannter, als ich es aus der Schweiz gewohnt war, wo normalerweise ein Chaos von Nachrichten, Briefen usw. auf mich wartete. Natürlich hatte ich auch hier einige Dinge aufzuarbeiten, aber dadurch, dass hier die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt sind, war auch schon viel erledigt. So kann es weitergehen.