Die letzten Tage seit der Naturkatastrophe, die uns im Westen Deutschland heimgesucht hat, haben mich sehr nachdenklich gemacht. Denn sowohl in der Umgebung um Meckenheim herum, in der ich nun schon seit einiger Zeit lebe, als auch in meiner Heimat Iserlohn hat das Hochwasser auf eine Art und Weise gewütet, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Mit extrem viel Dankbarkeit und Demut bin ich über die Tatsache glücklich, dass meine Familie und Freunde wie auch wir weitestgehend verschont wurden. Einige mussten ihre Keller von den Wassermassen befreien, jedoch stehen sie nicht vor den Trümmern ihrer Existenz oder verloren ihr Leben.

Die seit Tagen verbreiteten Bilder aus den Katastrophengebieten prägen sich noch tiefer ein, wenn man einen direkten Bezug zu den Orten hat. In Hagen-Hohenlimburg lebten meine Großeltern mütterlicherseits. Zudem wohnen noch heute dort meine Verwandten Elvira und Franz, die mich noch vor ein paar Wochen mit meinem Onkel Hans in Bonn besuchten. Zusammen hatten wir damals einen Ausflug in die malerische Stadt von Ahrweiler gemacht, die wahrscheinlich nie wieder so aussehen wird. Meine Squashfreunde in Brühl mussten auch zusehen, dass sie wieder ihre Häuser trocken bekamen. Aber soweit ich weiß, geht es auch ihnen allen den Umständen entsprechend gut.

Agneska und ich in Alt-Meckenheim hatten richtig Glück. Denn nur ein paar Meter entlang unserer Straße türmt sich der Sperrmüll. Auf der anderen Straßenseite werden noch bis heute die Keller ausgepumpt. Besonders schlimm hat es auch unseren Nachbarort Rheinbach getroffen, bei dem ich noch gar nicht weiß, ob dort die elektrische Versorgung wiederhergestellt ist. Die Konsequenzen und Nachwirkungen dieser Naturkatastrophe werden noch über Jahre spürbar sein.

Und schon bringen sich die Politiker und Experten vor der bald anstehenden Bundestagswahl in Position und reden über verstärkten Klimaschutz und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Ich stelle mir aber eine ganz andere Frage: Ist der Klimawandel überhaupt beherrschbar? Ich bin auch der festen Überzeugung, dass knapp 8 Milliarden Weltbewohner den Klimawandel schneller vorantreiben. Aber ich glaube nicht, dass sie ihn stoppen können. Dafür ist die Natur einfach zu gewaltig, wie sie es uns nun wieder einmal klar aufgezeigt hat. Die Hochwasser in Europa, die heißen Temperaturen in Amerika und Australien, die extremen Katastrophen in Asien usw., wurden ja schon immer wieder vorhergesagt. Zu versuchen, diese einzudämmen, wird meines Erachtens schwierig zu sein. Vielmehr sollten wir Lösungen/Technologien entwickeln, die uns vor diesen Desastern schützen.

Während der Corona-Pandemie gingen ja auch die Co²-Ausstöße messbar herunter und Greta frohlockte. Die Menschen waren in ihrem Bewegungsradius stark eingeschränkt. Es gingen keine Flüge. Selbst der Besuch der Verwandten war zeitweise nicht möglich. Natürlich tut es der Umwelt gut, wenn wir kein öffentliches Leben mehr haben. Allerdings hat das auch extreme psychische Auswirkungen auf den Menschen selbst. Denn ihm wird genommen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein: Familie, Freunde, Neugier, entdecken, reisen, spielen, etc. Aber das ist nur meine Meinung…

Bevor in NRW und Rheinland-Pfalz die Hölle ausbrach, waren wir für eine Woche bei Agneska’s Familie in Ungarn, zumal wir auf der Hochzeit von Janos (Agneska’s Cousin) und Timea eingeladen waren. Und hier trafen wir auf unterschiedliche Art und Weise auf andere Extreme. In Szekesfehervar herrscht seit Anfang Juni eine ungeheure Hitze. Wir waren vom 30. Juni bis 7. Juli dort und jeden Tag hatten wir zwischen 35 und 40 Grad. Am Tag der Hochzeit (2. Juli) fiel dann auf nationaler Ebene die generelle Maskenpflicht, da 5,5 Millionen der rund 10 Millionen Einwohner durchgeimpft waren. Während man also hier auf dem Supermarktplatz angemacht wird, weil man seine Maske erst nach dem Aussteigen aus dem Auto aufsetzt, spazieren die Ungarn in Massen ohne Mundschutz durch die Fußgängerzone. Und Ungarn ist ja nicht das einzige Land, dass die Coronaschutz-Maßnahmen weitestgehend aufgehoben hat. Wer heute Formel 1 geschaut hat, konnte 140 000 Zuschauer dicht an dicht auf den Rängen von Silverstone in Großbritannien sehen, von woher angeblich die so gefährlich Delta-Variante stammt. Wer hier die Logik erkennt, gibt mir bitte Bescheid.

Aber zurück zum Thema. In Ungarn war unser Kurzbesuch ziemlich durchgetaktet. Wir kamen also mittwochs nach rund 12-stündiger Fahrt an, und während Agneska sich am darauffolgenden Tag beim Frisör schön für die Hochzeit machen ließ, verbrachte ich den Nachmittag bei der Hitze am Agardsee.

Am Freitagmorgen machten wir uns dann auf den Weg in Richtung Gyönk, wo in der Nähe die Hochzeit auf einer Art Ranch stattfand. Wir waren in einem Chalet in einem großen Familienzimmer untergebracht, dass wir uns zusammen mit Agneska’s Bruder Gabor und seinen beiden Kindern Norina und Balazs teilten. Im Nachbarzimmer nächtigten dann noch meine Schwiegermutter Klara und Laszlo.

Die Feier war sehr schön und es tat einfach mal wieder gut, in Gesellschaft trinken und tanzen zu können. Gegen 2h30 war ich dann aber bettreif und verabschiedete mich, während Agneska ihrer Partylaune bis zum bitteren Ende gegen 4h30 freien Lauf ließ. Tags darauf luden Timea und Janos noch zu einem Brunch auf ihrem Bauernhof ein, ehe wir uns dann am Nachmittag in Richtung Szekszard bewegten, wo schon Laszlo’s Tochter Zita auf uns wartete. Wir verbrachten den Abend mit ihr und schliefen in ihrer Wohnung. Am Sonntag lud uns dann Laszlo zum Mittagessen ein. Wiederum einen Tag später fuhren wir zum Plattensee, wo Agneska’s Freundinnen mit ihren Kindern warteten. Wir waren den Tag in einem riesigen Ferienhaus mit Garten und Whirlpool. Während die Frauen, die sich schon seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hatten, ihre Geschichten auf ungarisch austauschten, beschäftigte ich mich mit den Kindern und spielte mit ihnen Fußball. Es folgte noch ein Grillabend bei Gabor und ein Besuch bei Agneska’s Tante Marika und Onkel Laszlo, ehe es dann wieder in Richtung Deutschland ging. Im Nachhinein betrachtet hatten wir schon auf dem Heimweg Glück, dass wir nicht in extremes Unwetter geraten sind. Denn nur einige Stunden nachdem wir die Grenze in Passau hinter uns gelassen hatten, hörte ich in den Nachrichten, dass gerade dort „Land unter“ gemeldet wurde.

Das Wochenende stand dann für mich ganz im Zeichen von waschen, bügeln und putzen, während Agneska am Sonntag wieder ins Phantasialand auf die Arbeit musste. Ich habe nun auch schon wieder eine sehr ereignisreiche Arbeitswoche hinter mir. Normalerweise stecke ich ja noch immer in Kurzarbeit und darf offiziell nur 8 Stunden die Woche arbeiten, aber das ist bei dem derzeitigen Volumen an Arbeit gar nicht zu schaffen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass unser Unternehmen seit dem Beginn der Pandemie nicht kapituliert hat und niemanden vor die Tür gesetzt hat. Dafür mache ich gerne ungefragt ein paar Überstunden. Aber ich hoffe inbrünstig, dass ich bald wieder offiziell einer geregelten Arbeitszeit nachgehen kann.