In den letzten Monaten ist wieder einiges passiert. Aufgrund von kurzfristigen Änderungen im Arbeitsablauf im Hotel musste ich meinen Anfang Dezember geplanten Urlaub streichen, den ich dann erst Mitte Januar nehmen konnte. Ich hatte ihn auch bitternötig, denn ich merkte selbst, dass meine Lunte nicht nur wegen des beruflich sehr hektischen zweiten Halbjahrs 2021, sondern auch wegen den nicht enden wollenden Komplikationen, die die Corona-Lage mit sich bringt, immer kürzer wurde.
Den Urlaub verbrachte ich komplett zu Hause, weil ich momentan einfach keine Lust habe, irgendwo hinzureisen, ohne sicher sein zu können, ob sich die Restriktionen nicht wieder von einem Tag auf den anderen ändern und ich dann irgendwo festsitze. Selbst im Inland ist der Flickenteppich so krass unterschiedlich, dass man den Überblick verliert. Wer darf wo mit welchem Nachweis ins Restaurant, und so weiter und sofort?
Ein tolles Beispiel dafür lieferte mir ein Hotel-Manager-Kollege, der zwei Hotels leitet. Diese liegen zwar in unmittelbarer Nähe zueinander, aber eines befindet sich in Rüsselsheim (Hessen), das andere in Mainz (Rheinland-Pfalz). Nach der neuen Corona-Schutzverordnung Anfang Januar durften Reisende in Rheinland-Pfalz nur noch mit 2G+ einchecken, während ein paar Kilometer weiter in Hessen weiterhin die 3G-Regel galt.
Während von nun an im Hotel in Rheinland-Pfalz gähnende Leere herrschte, buchten nun die Stamm-Geschäftskunden aus Mainz das um die Ecke liegende Hotel in Hessen. Nach zwei Jahren des politischen Schlingerkurses kann ich die Menschen verstehen, die die getroffenen Maßnahmen anzweifeln.
Ich selbst bin seit Ende Dezember „geboostert“ und habe jetzt den gesamten „Cocktail“ von Astra, Biontech und Moderna in mir. Während in anderen Ländern ausschließlich der ein-und derselbe Impfstoff verabreicht wird, bin ich der festen Überzeugung, dass wir den Impfstoff bekommen, der gerade zur Verfügung steht. Aber, ehrlich gesagt, man hätte mir auch einfach Wasser spritzen können, solange ich halbwegs meine Freiheiten zurückbekomme. Denn ich glaube nicht, wie andere behaupten, dass uns mit dem Impfstoff irgendwelche Chips oder andere Überwachungssubstanzen verabreicht werden. Es wäre ja klasse gewesen, wenn wir alle mit dem Impfstoff ein mobiles W-Lan-Signal erhalten hätten. Dann bräuchten wir uns nicht mehr mit dem bundesweit grottenschlechten Internet herumschlagen, haha.
Aber Scherz beiseite…ich kann nicht verstehen, dass wir in unserer Welt, die so sehr miteinander verknüpft ist, nicht in der Lage sind, wenigstens eine europäische Linie zu finden. Stattdessen müssen wir Deutschen immer einen eigenen Weg gehen und wie Don Quijote gegen Mühlen ankämpfen. Während andere Länder dabei sind, die Corona-Maßnahmen komplett abzuschaffen, beharren wir weiter auf unsere Regeln, die die Gesellschaft immer weiter spalten.
Natürlich wird dieses Thema auch in meinem Bekanntenkreis kontrovers diskutiert. Dabei stellt sich heraus, dass die Leute, die durch die Corona-Krise keinerlei private wirtschaftliche Einbußen haben, die strikten Regeln für notwendig halten, egal wie sich die Situation entwickelt. Aber sobald du mit Menschen sprichst, die in den Branchen arbeiten, für die seit gut zwei Jahren ein „Quasi-Berufsverbot“ gilt (Reisebranche, Gastronomie, Hotellerie, Events, Messen, etc.), sieht die Sache schon anders aus, weil es um die blanke Existenz geht.
Auch bei den älteren Menschen gibt es unterschiedliche Verhaltensweisen. Einige sind dermaßen ängstlich, dass sie sich komplett abschotten, nirgendwo mehr hingehen und ihre Enkelkinder schon seit Monaten nicht mehr gesehen haben. Mit der Begründung, dass sie Angst um ihr Leben haben. Aber was für ein Leben ist das, wenn ich wie ein Eremit in der Höhle lebe.
Da ist das Thema Klimaschutz dann auch gleich um die Ecke. Deutschland weigert sich, die Erzeugung von Atomenergie als klimaneutral anzuerkennen, wie es die meisten anderen EU-Länder möchten. Grundsätzlich geht es bei der Geschichte vor allem darum, was mit dem Atommüll und den Endlagern passiert. Aber kaum jemand spricht darüber, dass es Verfahren gibt, um diesen Atommüll wesentlich zu verringern. Weitere Details dazu findet man z. B. hier: https://www.quarks.de/technik/energie/so-koennte-man-atommuell-recyceln-transmutation/
Wie dem auch sei, die ganze Energiesituation ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Es gibt in Deutschland Windparks, die von Braunkohle angetrieben werden, wenn ein laues Lüftchen herrscht. Wir beziehen Atomstrom aus Frankreich, usw.
Kurz gesagt, wir haben uns selbst unnötigerweise in eine prekäre Lage manövriert, indem wir uns beim Bezug von Energie abhängig von anderen machen. Ich selbst habe den Energie-Wahnsinn am eigenen Leib mitbekommen. Zunächst wurde im Laufe des vergangenen Jahres meine Strompreis-Pauschale um mehr als 30% erhöht. Dann wurde mir mein Vertrag kurz vor Weihnachten gekündigt, weil mein Stromanbieter (Neckermann) pleite war. Schnell schloss ich einen neuen Vertrag mit Vattenfall ab, der aber nur ein paar Tage später wieder abgelehnt wurde, weil Vattenfall auf einmal nicht mehr in der Lage war, Nachtspeicherstrom zu garantieren. Warum das nicht von Anfang an klar war, bleibt mir ein Rätsel.
Innerhalb dieser paar Tage schnellten die Preise so in die Höhe, dass es für mich vorteilhafter war, bei meinem Grundversorger (E-On) zu bleiben. Und was jetzt seit einiger Zeit an den Tankstellen abgeht, ist auch nicht mehr zu verstehen.
Ich bin wahrlich kein Experte in diesen Dingen, aber mir wurde immer erzählt, dass der Löwenanteil beim Benzinpreis die Abgaben an den Staat ausmachen. So wäre es doch nur logisch, dass der Staat einlenkt und durch die Senkung der Steuern den Benzinpreis deckelt und so für den Otto-Normal-Verbraucher erschwinglich hält. Aber was weiß ich schon. Auf jeden Fall ist das alles frustrierend.
Mir fehlen grundsätzlich die Lösungsansätze. Wenn wir alle ehrlich wären, würde man zugeben, dass wir die Klimaziele (1,5 Grad Erderwärmung, etc.) verfehlen werden. Statt zu schauen, wie wir diese für mich utopischen Ziele erreichen können, sollten wir Techniken entwickeln, die es uns erlauben, mit diesen Umständen über Generationen hinweg weiterleben zu können.
Ja, und dann wäre da noch die aktuelle Lage in den Krankenhäusern. Aus unterschiedlichen Gründen war ich in den letzten Wochen und Monaten in einigen Spitälern in Bonn, wo die Inzidenz schon immer sehr hoch war. Aber von einer Überfüllung oder maximalen Auslastung habe ich nichts gespürt. Die Omikron-Variante scheint wirklich viel harmloser zu sein, als die vorherigen. Es wird einfach Zeit, dass wir zu einer Normalität zurückkehren. Denn ansonsten werden die psychischen Folgen im Volk weitaus größer werden als die physischen.
Ein richtig mulmiges Gefühl habe ich bei der Ukraine-Situation. Ich gehöre zu der Generation, die keinen Krieg vor der Haustür miterlebt hat. Beim Mauerfall war ich gerade 13 Jahre alt. Allerdings wurden wir in der Schule und in den Medien derart mit den beiden Weltkriegen konfrontiert, dass es für mich augenscheinlich ist, dass ich auf diese Erfahrung gerne verzichten würde. Ich hoffe inständig, dass es beim „Säbelrasseln“ wie damals während der Kubakrise bleibt.
Es passieren so viele Dinge, die einen nachdenklich machen, die mir aufs Gemüt schlagen. Ich bin ja nicht nur im Inland gut vernetzt, sondern habe auch viele Kontakte im Ausland. Aber überall ähneln sich ein wenig die Situationen. Ich höre von Familien und Freunden, die sich gespalten haben, weil sie unterschiedlicher Meinungen sind. Dabei geht es häufig auch um die Impfpflicht. Jeder kann darüber denken wie er mag, aber man sollte nicht vergessen, dass ein Andersdenkender aus deinem Freundeskreis oder in der Familie immer noch eine Person ist, die du liebst und wertschätzt. Denkt mal darüber nach, wen ihr anrufen würdet, wenn ihr in einer Notlage wäret. Oder andersherum, wie ihr reagieren würdet, wenn ihr von einem andersdenkenden Freund um Hilfe gebeten würdet. Ich glaube fest, ihr würdet keine Sekunde zögern. Denn es gibt ja auch noch tausend andere Gründe, warum er dein Freund ist.
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